Blick auf die Skyline von London.

Unerwartet kräftiges Wachstum Britische Wirtschaft überwindet Rezession

Stand: 10.05.2024 10:58 Uhr

Die britische Wirtschaft ist zu Jahresbeginn deutlich gewachsen. Nach zwei schwachen Vorquartalen tritt Großbritannien damit aus der Rezession aus. Der wirtschaftliche Optimismus kehrt langsam zurück.

Die britische Wirtschaft hat mit einem überraschend starken Wachstum zu Jahresbeginn ihre Rezession beendet. Das Bruttoinlandsprodukt legte von Januar bis März um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu, wie das Statistikamt ONS heute in London in einer ersten Schätzung mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem geringeren Zuwachs von 0,4 Prozent gerechnet.

Das war das stärkste Wachstum seit beinahe drei Jahren. Großbritannien tritt demnach wie erwartet aus der Rezession aus. In den beiden Vorquartalen war die britische Wirtschaft zweimal in Folge leicht geschrumpft und damit in eine technische Rezession gerutscht.

Finanzminister: "Waren ein paar schwierige Jahre"

Die Wirtschaftsleistung liegt nunmehr um 1,7 Prozent höher als Ende 2019, dem letzten Quartal vor Ausbruch der Corona-Pandemie. "Zweifellos waren es ein paar schwierige Jahre", sagte Finanzminister Jeremy Hunt zu den Zahlen. "Aber die heutigen Wachstumszahlen sind ein Beweis dafür, dass die Wirtschaft zum ersten Mal seit der Pandemie wieder völlig gesund ist." Großbritannien hatte länger als viele andere Staaten mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise zu kämpfen.

Für den britischen Premierminister Rishi Sunak sind das gute Nachrichten. Der Konservative und seine Partei liegen in den Umfragen weit hinter der Opposition. Mit Blick auf die nächste Parlamentswahl hat Sunak die Wirtschaft und eine Rückkehr zum Wachstum zum zentralen Thema erklärt.

Starker Dienstleistungssektor

Zum starken Wachstum trugen am Jahresanfang sowohl der große Dienstleistungsbereich als auch der Industriesektor bei. Der Außenhandel konnte dabei ebenso zulegen wie Ausgaben der privaten Haushalte und des Staates. Die Investitionen gingen allerdings zurück.

"Die Dienstleistungsbranchen waren auf breiter Basis stark, wobei der Einzelhandel, der öffentliche Verkehr und das Transportwesen sowie das Gesundheitswesen gut abschnitten", erklärte dazu die Chefin der Statistikbehörde, Liz McKeown. Auch die Autoindustrie habe ein gutes Quartal gehabt, lediglich der Bausektor schwächele weiterhin.

Wie geht es mit der britischen Wirtschaft weiter?

Und auch die Aussichten für die nächsten Monate bessern sich. So hat die Bank of England ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr gerade erst angehoben. Danach wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr mit 0,5 Prozent doppelt so stark steigen wie noch im Februar angenommen. Frische Impulse für die Konjunktur könnte die Notenbank selbst liefern: Sie steuert angesichts der nachlassenden Inflation auf ihre erste Zinssenkung seit mehr als vier Jahren zu.

Die britische Inflationsrate ist im März auf 3,2 Prozent gefallen - den tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Die Währungshüter streben einen Wert von zwei Prozent an. "Wir erwarten, dass er in den kommenden Monaten nahe an der Zielmarke liegen wird", sagte Notenbankchef Andrew Bailey. "Das ist ermutigend."

Die Bank of England beließ zwar gestern ihren Leitzins erwartungsgemäß mit 5,25 Prozent auf dem höchsten Stand seit 2008. Bailey zeigte sich aber zugleich "optimistisch, dass sich die Dinge in die richtige Richtung bewegen". Er hält eine erste Zinssenkung schon im Juni für möglich. Das sei "weder ausgeschlossen, noch eine vollendete Tatsache", sagte Bailey. Bislang hatten die Märkte erst auf eine Zinswende im August gesetzt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. Februar 2024 um 11:28 Uhr.