LIDL-Discounter

Kurz vor Ostern Ver.di ruft zu Streiks bei Kaufland und Lidl auf

Stand: 28.03.2024 08:21 Uhr

Die Gewerkschaft ver.di hat kurz vor den Feiertagen zu Warnstreiks im Handel aufgerufen. Betroffen sind Supermarktketten wie Lidl und Kaufland. Die Folgen dürften für Einkäufer aber überschaubar sein.

Kurz vor Ostern hat die Gewerkschaft ver.di Beschäftigte im Einzel- und Großhandel zu Warnstreiks aufgerufen. Am heutigen Gründonnerstag plant die Gewerkschaft, insbesondere Supermarktketten wie Lidl und Kaufland in den Blick zu nehmen.

Bundesweit wurde in mehreren Hundert Betrieben der Schwarz-Gruppe, zu denen die beiden Ketten gehören, zu Ausständen aufgerufen, wie ein ver.di-Sprecher mitteilte. Betroffen seien unter anderem Filialen und Lager. Es könne aber auch bei anderen Handelsunternehmen zu Warnstreiks kommen. In früheren Aktionswochen wurden demnach bereits Edeka und Rewe bestreikt.

Handel auf Streiks vorbereitet

Der Arbeitskampf hatte bislang vereinzelt leere Regale zur Folge, Ladenschließungen blieben jedoch größtenteils aus. Steven Haarke, Tarifgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), erwartet aber keine signifikanten Auswirkungen für Kundinnen und Kunden aufgrund des Streiks. "Die Handelsunternehmen haben in den letzten Monaten bewiesen, dass sie mit Streiks gut klarkommen", sagte er. Die Branche habe sich gut auf das Ostergeschäft vorbereitet und bereits vor Weihnachten bewiesen, dass sie mit Streiks zurechtkommt. 

Eine Sprecherin von Kaufland sagte zu den Warnstreiks: "Die Filialen haben normal geöffnet und werden beliefert. Die Verbraucher können wie gewohnt einkaufen." Lidl war für ein Statement zunächst nicht erreichbar. Der Donnerstag vor dem langen Osterwochenende ist ein besonders wichtiger Verkaufstag für die Einzelhändler in Deutschland. Im gesamten Ostergeschäft rechnet der HDE mit einem Umsatz von 2,2 Milliarden Euro. Das Ergebnis stützt sich auf eine repräsentative Umfrage unter gut 1000 Verbrauchern.

Tarifgespräche im Handel stocken

Die Tarifverhandlungen für die rund fünf Millionen Beschäftigten im Einzelhandel kommen seit Monaten kaum voran. Auch zahlreiche Warnstreiks konnten die verfahrene Situation nicht verändern. Ver.di fordert im Einzelhandel unter anderem in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde und eine Laufzeit von einem Jahr. Von ver.di hieß es, dass die Handelskonzerne weiterhin Verhandlungen verweigerten und versuchten die Streikbereitschaft mit einseitigen Lohnerhöhungen zu schwächen.

"Wir als Arbeitgeber haben bereits in der ersten Verhandlungsrunde in Baden-Württemberg vor fast einem Jahr ein Angebot vorgelegt und dieses im weiteren Verlauf der Tarifrunde noch dreimal nachgebessert", sagte HDE-Tarifgeschäftsführer Haarke. Dieses Angebot hätte zu echten Reallohnzuwächsen geführt, zumal die Inflation rückläufig sei. 

Oster-Geschäft hilft Handel

Der deutsche Einzelhandel wittert zuletzt wieder Morgenluft. Das Barometer zur Bewertung der aktuellen Geschäftslage stieg im März auf minus 7,3 Punkte, nach minus 18,1 Punkten im Februar, wie das Münchner ifo-Institut heute zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. Auch die Geschäftserwartungen verbesserten sich deutlich. "Der zuletzt vorherrschende Pessimismus geht damit zurück", kommentierte ifo-Experte Patrick Höppner die Entwicklung. "Das Ostergeschäft ist für viele Einzelhändler offenbar ein Lichtblick gewesen." Preiserhöhungen planen in den nächsten Monaten unterm Strich nur noch so wenige Einzelhändler wie zuletzt vor drei Jahren.

Bau- und Heimwerkermärkte, Fahrradhändler und der Bekleidungseinzelhandel schätzen die Geschäftslage positiver ein als im Vormonat. Auch bei den Lebensmitteleinzelhändlern ging es bergauf. "Insbesondere bei Süßwaren können Händler auf das Ostergeschäft bauen", sagte Höppner.

Zuletzt hatten einige Handelsunternehmen, darunter auch die der Schwarz-Gruppe mit Sitz im baden-württembergischen Neckarsulm, angekündigt, die Löhne ihrer Beschäftigten anzuheben. Die Lebensmitteleinzelhändler waren damit einer Empfehlung des HDE gefolgt, die Entgelte schon vor einem offiziellen Tarifabschluss freiwillig zu erhöhen und dies später mit dem Tarifabschluss zu verrechnen.