Gaszähler.

ZEW-Chef Wambach Ökonom geht von dauerhaft hohen Energiepreisen aus

Stand: 28.02.2024 11:07 Uhr

Nach Einschätzung von ZEW-Präsident Wambach sind die Zeiten billiger Energie vorbei. Das wirke sich auch auf den Arbeitsmarkt aus, etwa weil energieintensive Unternehmen sparen müssten.

In Deutschland dürften vergleichsweise hohe Energiepreise für Verbraucher und Unternehmen zur Normalität werden, prognostiziert ZEW-Präsident Achim Wambach. "Energie dürfte nie mehr richtig billig werden. Wir haben weniger Wind und weniger Sonne als viele andere Länder“, sagte Wambach im Gespräch mit den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX. Die Folgen würden vor allem die energieintensiven Branchen der deutschen Wirtschaft zu spüren bekommen.

"Der Arbeitsmarkt reagiert"

Auch der Jobmarkt werde davon betroffen sein: "Der Arbeitsmarkt beginnt zu reagieren", sagte der Ökonom. So will etwa der Chemieriese BASF seinen Sparkurs verschärfen und weitere Stellen im Stammwerk Ludwigshafen streichen.

Dass der Arbeitsmarkt derzeit in Schwierigkeiten gerät, darauf deutet auch das aktuelle ifo-Beschäftigungsbarometer hin: Deutsche Firmen wollen demnach angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Lage so wenig Personal einstellen wie zuletzt vor drei Jahren.

"Die große politische Aufgabe wird sein, die notwendige Transformation in Richtung Klimaneutralität hinzubekommen, ohne dass signifikant Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden und die Arbeitslosigkeit steigt", sagte Wambach.

"Hohe Unsicherheit ist ein Problem"

Aus Sicht seiner Sicht belasten die im internationalen Vergleich höchsten Unternehmenssteuern, Kosten für Bürokratie, unzureichende Digitalisierung und dadurch Zurückhaltung der Unternehmen bei Investitionen derzeit den Wirtschaftsstandort Deutschland. Auseinandersetzungen innerhalb der Ampel-Koalition sorgten für Unsicherheit bei den Unternehmen, diese hielten sich mit Investitionen zurück.

"Hohe Unsicherheit ist ein Problem. Ein gemeinsamer Wille der Regierung ist wichtig und da besteht derzeit Unsicherheit", sagte Wambach. Auch die Kürzungen beim Wachstumschancengesetz und dessen Blockade im Bundesrat seien kein gutes Signal.

"Wir müssen Investitionen stärken und brauchen konsequente Strukturreformen", mahnte Wambach. "Außerdem muss der europäische Binnenmarkt weiter ausgebaut werden." Die Inflation sieht der Ökonom dagegen auf einem "guten Weg". Zusammen mit höheren Löhnen dürfte das den Privatkonsum stärken, der eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur ist. 

Verbraucher leiden unter hohen Energiepreisen

Dass die Energiepreise auf hohem Niveau sind, bekommen auch die Verbraucher zu spüren. Die Preise für Heizen, Strom und Tanken liegen laut einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox drei Jahre nach Beginn der Energiekrise noch immer 41 Prozent über dem Vorkrisenniveau. So muss ein Drei-Personen-Musterhaushalt derzeit 1.534 Euro mehr für Energie ausgeben als noch im Februar 2021, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe unlängst unter Berufung auf die Analyse berichteten.

Die Folgen von schwacher Konjunktur, Inflation und hohen Energiepreisen sind auch beim privaten Konsum spürbar: Der Konsum als Stütze der Konjunktur fällt derzeit aus. Die Bundesbürger halten ihr Geld zusammen, die Kauflaune verbessert sich kaum, wie aktuelle Daten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) und dem Nürnberg Institut für Marktentscheidungen zeigen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 09. September 2023 um 23:29 Uhr.