Ein Straßenschild der Wall Street in New York.
marktbericht

US-Börsen nahezu unverändert Wall Street verliert an Schwung

Stand: 07.05.2024 22:24 Uhr

Der Handelstag an der Wall Street war vor allem durch Vorsicht und enttäuschende Unternehmenszahlen geprägt. Mit Blick auf die nächsten Monate und eine mögliche Zinssenkung hielten sich die Anleger heute bedeckt.

Bis zum Handelsende haben sich Anleger an der Wall Street nicht richtig für eine Richtung entscheiden können. Enttäuschende Quartalszahlen und Unsicherheit über den weiteren Zinskurs der Fed drückten auf die Stimmung, am Ende traten die großen US-Indizes auf der Stelle. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss mit 0,08 Prozent minimal höher bei 38.884 Punkten. Für den breiter gefassten S&P 500 ging es um 0,13 Prozent nach oben. Der technologielastige Nasdaq 100 gab um 0,01 Prozent nach.

Erneut zogen dabei Aussagen von Mitgliedern der amerikanischen Notenbank Fed zu Inflation und Zinsen die Aufmerksamkeit auf sich. So zweifelte der Präsident der regionalen Notenbank von Minneapolis, Neel Kashkari, ob angesichts der hartnäckigen Teuerung die Geldpolitik restriktiv genug ist, um das von der Fed vorgegebene Ziel einer Inflation von zwei Prozent zu erreichen. Es sei wahrscheinlich, dass die Notenbank die Zinsen für eine längere Zeit auf dem aktuellen Niveau lasse.

Fed-Chef Jerome Powell hatte zuletzt eigentlich die Stimmung am Markt gehoben, indem er bekräftigte, dass der nächste Zinsschritt nach unten gehen werde. Analysten zeigten sich aber vorsichtig. "Der Markt geht immer noch davon aus, dass die Inflation letztlich besiegt wird", sagte etwa Hal Reynolds, Chefanleger bei Los Angeles Capital Management. "Das wird irgendwann später in diesem Jahr oder Anfang nächsten Jahres passieren, und die Zinssenkungen werden kommen. Aber es gibt immer noch eine ganze Menge Rauschen. Ich glaube nicht, dass die Dinge heute viel klarer sind als noch vor zwei Monaten".

Im Gegensatz dazu kannte der deutsche Leitindex seine Richtung, und die ging heute klar nach oben. Der DAX konnte damit seine Erholungsrally fortsetzen. Angetrieben von der Erwartung einer baldigen Leitzinssenkung der Fed und positiver Unternehmenszahlen schloss der DAX heute 1,40 Prozent höher bei 18.430 Punkten, für den Leitindex war es der dritte Gewinntag in Folge.

Das Rekordhoch von Anfang April bei 18.567 Punkten nimmt der DAX damit wieder klar ins Visier: Zur Bestmarke fehlen dem Börsenbarometer nur noch rund 0,7 Prozent. Ein erneuter Rekord sei nur noch eine Frage der Zeit, schrieb Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets dazu.

Impulse für den deutschen Leitindex lieferte dabei auch die laufende Berichtssaison: Allein fünf DAX-Werte legten heute ihren aktuellen Quartalsbericht vor, vor allem die Papiere von Infineon und Zalando waren stark gefragt. Und auch die Geldpolitik bleibt weiter im Fokus der Anleger, bereits an den vergangenen Tagen hatte die Erwartung baldiger Zinssenkungen in den USA die Kurse angetrieben.

Von der deutschen Konjunktur kommen hingegen abermals durchwachsene Signale. Gegenüber dem Vormonat gingen die Aufträge im März um 0,4 Prozent zurück. Analysten hatten einen Zuwachs von im Schnitt 0,4 Prozent erwartet. "Vor diesem Hintergrund dürfte sich der jüngste Anstieg der Industrieproduktion kaum als nachhaltig erweisen, so dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal wohl kaum erneut zulegen wird", warnt Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen.

Gold hat seine Kursverluste heute ausgebaut. Am Abend kostet eine Feinunze Gold 2.315 Dollar und damit 0,46 Prozent weniger. Zu Wochenbeginn hatte das gelbe Edelmetall noch von den wiederbelebten Zinssenkungserwartungen profitiert und starke Kursgewinne verzeichnet. Der Euro liegt bei 1,0777 Dollar.

Die Ölpreise haben ihre frühen Kursgewinne nicht halten können und die Verlustzone gedreht. Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee kostet pro Barrel derzeit 83 Dollar, das ist ein Minus von 0,29 Prozent.

Die Gewinnerliste im DAX dominierte heute klar Infineon: Die Aktien, die 2024 bislang einer der größten Indexverlierer waren, begaben sich nach dem Quartalsbericht auf eine Erholungsrally. Das Kursplus wuchs bis Handelsschluss auf mehr als zwölf Prozent an, obwohl der Chipkonzern wie befürchtet erneut seine diesjährige Prognose senken musste. Anleger setzen aber auf wieder bessere Zeiten. Analyst Didier Scemama von der Bank of America glaubt, dass dies die letzte Kürzung sein wird.

Stark gefragt waren heute auch die Papiere von Zalando, sie rangierten mit einem Plus von über acht Prozent auf Rang zwei im DAX. Rückenwind gab, dass der Online-Modehändler im ersten Quartal dank seines Sparkurses etwas profitabler war als gedacht. Durch die heutigen Kursgewinne mausern sich die Zalando-Aktien 2024 allmählich zu einem Anlegerfavoriten unter den 40 DAX-Werten.

Die angeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof soll nach der geplanten Übernahme durch die neuen Eigentümer einen neuen Namen erhalten. Die Wörter Karstadt und Kaufhof werden Ende Juli wegfallen, das Unternehmen dann nur noch Galeria heißen. Das teilte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus mit. "Bei vielen neueren Filialen steht schon nur noch Galeria vorn drauf", begründete er die Entscheidung. Die drei Insolvenzverfahren in jüngster Vergangenheit seien eng verbunden mit den Namen. Deshalb wolle man "einen alten Zopf" abschneiden.

Der Baustoffkonzern Heidelberg Materials hat nach einem Rekordjahr im ersten Quartal wegen der schwachen Baukonjunktur operativ deutlich weniger verdient. Das Betriebsergebnis sank um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 232 Millionen Euro.

Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers hat seine Ergebnisse im zweiten Geschäftsquartal verbessert. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um acht Prozent auf 822 Millionen Euro. Nach Steuern verdiente der DAX-Konzern 431 Millionen Euro nach 108 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Aktienkurs erreichte zeitweise das dennoch niedrigste Niveau seit November. Richard Felton von der Investmentbank Goldman Sachs analysierte, dass der Umsatz und das operative Ergebnis die Erwartungen leicht verfehlt hätten.

Der Logistikkonzern DHL Group ist mit einem Ergebnisrücksetzer ins Jahr gestartet. Eine deutliche Belebung der Weltkonjunktur sei im ersten Quartal wie erwartet ausgeblieben, teilte das Unternehmen mit. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank um fast ein Fünftel auf gut 1,3 Milliarden Euro. Unterm Strich ging der Gewinn ähnlich stark auf 743 Millionen Euro zurück.

Die Spannungen zwischen Russland und dem Westen lassen die Auftragsbücher des Rüstungselektronik-Konzerns Hensoldt weiter anschwellen. Zwischen Ende Dezember und Ende März wuchs der Auftragsbestand um mehr als sechs Prozent auf den Rekordwert von knapp 5,9 Milliarden Euro. Trotz einer höheren Marge im Tagesgeschäft schrieb der Radarspezialist unter dem Strich erneut rote Zahlen.

Der Dialysespezialist Fresenius Medical Care hat zum Jahresauftakt von höheren Verkaufspreisen und weiteren Einsparungen profitiert. Das bereinigte operative Ergebnis legte im ersten Quartal zu konstanten Wechselkursen um 23 Prozent auf 416 Millionen Euro zu. Unter dem Strich sank der Konzerngewinn jedoch um 18 Prozent auf 71 Millionen Euro.

Die Lufthansa will ihre oft genervten Kunden künftig besser bedienen. Chaos in Service und Abläufen waren ein wichtiges Thema auf der heutigen Hauptversammlung des MDAX-Konzerns. So mahnten etwa die beiden großen deutschen Fondsgesellschaften DWS und Deka Investment, das "Service-Chaos" schade der Marke mit dem Kranich. "Die Lufthansa braucht Kunden, und zwar zufriedene Kunden", hieß es von der DWS. Lufthansa-Chef Carsten Spohr zeigte sich problembewusst. "Wir wissen sehr gut, dass wir die Geduld der Kundinnen und Kunden manchmal strapaziert haben", sagte er und versprach, "mit voller Kraft" den Kunden wieder ein Premiumangebot liefern zu wollen. Eine Taskforce sei gegründet worden, um die Prozesse zu verbessern.

Der Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Frankreich hat eine Rally bei Cognac-Herstellern ausgelöst. Die Aktien von Pernod Ricard und Remy Cointreau gehören in Paris zu den größten Gewinnern. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron dankte Xi am Vorabend für seine "offene Haltung" in der Cognac-Frage. Reuters erfuhr aus Diplomatenkreisen, dass China bis zum Abschluss von Antidumping-Ermittlungen weder Steuern noch Zölle auf französischen Cognac erheben will.

Die Schweizer Großbank UBS hat im ersten Quartal überraschend einen Milliardengewinn erzielt. Rund ein Jahr nach der Übernahme der damaligen Rivalin Credit Suisse verdiente das Institut 1,76 Milliarden Dollar und damit rund 70 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das war weitaus mehr als von Analysten im Schnitt erwartet.

Ein überraschender Gewinn der Streaming-Töchter "Disney+" und "Hulu" für Filme und Serien macht Walt Disney optimistischer. Der US-Unterhaltungskonzern hob heute seine Gesamtjahresziele an. Enttäuschende Einnahmen aus dem klassischen TV-Geschäft und mit Kino-Produktionen überschatteten den Ausblick allerdings. Disney ist im abgelaufenen Quartal wegen milliardenschwerer Abschreibungen zudem in die roten Zahlen gerutscht. Unterm Strich stand ein Verlust von 20 Millionen Dollar nach einem Gewinn von fast 1,3 Milliarden ein Jahr zuvor. Der Kurs rutschte auf den tiefsten Stand seit drei Monaten.

Die Titel von Tesla sanken um mehr als 3,5 Prozent. Vom Produktionsstandort in Shanghai berichtete der Elektroautobauer für den April einen Absatzrückgang gegenüber dem Vorjahr. Das gleichzeitige Wachstum des chinesischen Marktes belegt einmal mehr den dort herrschenden Wettbewerbsdruck. So konnten die heimischen Konkurrenten Nio und BYD ihre Absatzzahlen mehr als verdoppeln beziehungsweise um die Hälfte steigern. In Deutschland wird Tesla indes am Freitag Beschäftigte im Werk Grünheide inmitten von Protesten gegen die geplante Erweiterung der Fabrik nur im Homeoffice arbeiten lassen. Der Elektroauto-Hersteller betonte, der freie Brückentag nach Himmelfahrt sei bereits im Januar der Belegschaft angekündigt worden.

Der US-Tech-Konzern Apple will sein iPad-Geschäft mit neuen Modellen ankurbeln - und macht das Tablet stärker zur Konkurrenz auch für die eigenen Mac-Computer. Ein besonders großes Update bekommt die leistungsstärkere und teurere Pro-Reihe. Das nächste iPad Pro ist das erste Apple-Gerät mit dem M4-Chip, der unter anderem stärker auf Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz ausgerichtet ist.

Hoffnungen auf eine Übernahme des schwer angeschlagenen Sportartikel-Unternehmens Peloton haben den Aktienkurs beflügelt. Die Papiere schnellten zum Handelsstart um knapp 13 Prozent nach oben. Zuvor hatte der US-Wirtschaftssender "CNBC" unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, dass Finanzinvestoren eine Übernahme von Peloton erwogen hätten.

Die Kurzvideo-App TikTok zieht vor Gericht gegen das US-Gesetz, das einen Eigentümerwechsel erzwingen soll. Es verstoße gegen die in der US-Verfassung verankerte Redefreiheit, argumentierte das Tochterunternehmen des in China ansässigen Bytedance-Konzerns in der heute eingereichten Klage. Bytedance hat laut dem Gesetz rund ein Jahr Zeit, sich von TikTok zu trennen, bevor die App aus App-Stores in den USA verbannt wird. Zur Begründung wird auf das Risiko verwiesen, dass China sich Zugriff auf Daten von Amerikanern verschaffen und politischen Einfluss ausüben könne. TikTok könnte mit der Klage erreichen, dass der Countdown für die Zeit des Verfahrens gestoppt wird.

Der Großhandelskonzern Metro hat im zweiten Geschäftsquartal (per Ende März) weiter zugelegt. Bei einer rückläufigen Inflation zog der Umsatz währungs- und portfoliobereinigt um 7,2 Prozent an, wie das SDAX-Unternehmen am Abend nach Börsenschluss in Düsseldorf mitteilte. Inklusive aller Effekte stagnierte der Umsatz allerdings bei knapp 6,9 Milliarden Euro - vor allem die negativen Wechselkurse in Russland und in der Türkei machten sich bemerkbar.

Ein optimistischer Ausblick beschert dem Clogs-Anbieter Crocs einen Kurssprung. Die Aktie des amerikanischen Freizeitschuhherstellers legt um mehr als vier Prozent zu. Das Unternehmen erwartet 2024 einen bereinigten Gewinn je Aktie zwischen 12,25 und 12,73 Dollar. Zuvor war es von 12,05 bis 12,50 Dollar ausgegangen. Hintergrund sei die starke Nachfrage nach seiner "Crocs"-Marke.

Beim deutschen Gesundheitsunternehmen Fresenius laufen die Geschäfte besser als erwartet. Der DAX-Konzern hob am Abend seinen Gesamtjahres-Ausblick an. Grund sei das ausgezeichnete erste Quartal sowie eine für das verbleibende Geschäftsjahr 2024 besser als ursprünglich erwartete operativen Leistung. Beim Konzernumsatz werde 2024 nun ein organisches Wachstum zwischen vier und sieben Prozent erwartet, nach bislang drei bis sechs Prozent.