Eine amerikanische Flagge weht auf dem Dach des Weißen Hauses.
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Krieg gegen die Ukraine ++ USA kündigen neue Militärhilfe für Kiew an ++

Stand: 10.05.2024 23:23 Uhr

Die USA haben weitere Militärhilfe für Kiew im Wert von 400 Millionen Dollar bekanntgegeben. Bundesentwicklungsministerin Schulze hat in Lwiw eine Werkstatt zur Herstellung von Prothesen für Kriegsverletzte eröffnet. Die Entwicklungen im Liveblog.

  • USA kündigen neue Militärhilfe für die Ukraine an
  • Selenskyj: Militär hat Angriff auf Region Charkiw erwartet
  • Russland startet Bodenoffensive in der Region Charkiw in der Ukraine
  • Selenskyj wirbt für EU-Beitritt seines Landes
  • Bürgermeister: Flugabwehreinheiten fangen Drohne südlich von Moskau ab
  • Ukrainischer Angriff: Brand in russischer Ölraffinerie
10.05.2024 • 23:23 Uhr

Ende des Liveblogs

Für heute beenden wir den Liveblog. Vielen Dank für Ihr Interesse!

Die russische Nachrichtenagentur Tass meldet einen Angriff auf ein Öldepot in der von Russland kontrollierten Region Luhansk. Infolge eines ukrainischen Angriffs sei dort ein Feuer ausgebrochen. Ukrainische Blogger berichten, das Depot in der Ortschaft Rowenky sei getroffen worden.

Zur Abwehr der neuen Offensive der russischen Armee im Osten der Ukraine brauchen die ukrainischen Streitkräfte nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj rechtzeitige Hilfslieferungen aus dem Ausland. "Was wirklich hilft, sind die Waffen, die tatsächlich in die Ukraine gebracht werden, und nicht nur angekündigte Pakete", sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. 

Die russische Offensive sei nicht überraschend gekommen. "Wir kennen die Stärke der Truppen des Besatzers und sehen ihren Plan", sagte Selenskyj. "Unsere Soldaten, unsere Artillerie und unsere Drohnen reagieren auf die Besatzer." Die russischen Streitkräfte waren am Morgen über die Landesgrenze hinweg zu einem Großangriff gegen die ostukrainische Millionenstadt Charkiw angetreten.

Russland bereitet nach Einschätzung der US-Regierung anscheinend einen größeren Angriff auf Charkiw in der Ukraine vor. Das teilt das US-Präsidialamt mit.

Der kanadische Verteidigungsminister Bill Blair hat angekündigt, 76 Millionen kanadische Dollar (rund 52 Millionen Euro) zur deutschen Initiative zur Stärkung der ukrainischen Luftabwehr beizusteuern. "Diese Investition wird der Ukraine helfen, sich gegen die brutalen Angriffe zu verteidigen, die Krankenhäuser, Kraftwerke und Wohnblocks zerstört und Tausende unschuldiger Ukrainer getötet haben", sagte Blair am Freitag in Ottawa auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD).

Pistorius sagte seinerseits, Luftabwehrsysteme vom Typ Iris-T würden in den kommenden Wochen an Kiew geliefert, "weil wir keine Zeit zu verlieren haben". 

Der Vize-Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrats in Russland, Dmitri Medwedew, hat London und Paris mit Gegenschlägen im Falle ukrainischer Angriffe mit britischen oder französischen Marschflugkörpern gedroht. Derartige Angriffe gegen russisches Gebiet würden nicht "von Idioten in bestickten Gewändern geleitet, sondern von Briten und Franzosen", schrieb Medwedew auf Telegram und spielte damit auf die traditionelle Tracht der Ukrainer an.

Die Antwort auf solche Angriffe werde "unter Umständen" nicht gegen Kiew gerichtet sein, drohte er. "Und das nicht nur mit konventionellem Sprengstoff, sondern auch mit Spezialmunition."  Dies sollten auch die "nicht vollständig ausgebildeten Idioten Seiner Königlichen Hoheit" verstehen, sagte er an Großbritannien gerichtet.

Der britische Außenminister David Cameron hatte vor einigen Tagen bei seinem Besuch in Kiew der Ukraine erneut Unterstützung zugesichert. Der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge betonte er während seiner Reise, es liege an Kiew zu entscheiden, wie die Ukrainer gelieferte Waffen einsetzten. Auf die Frage, ob dies Ziele in Russland selbst einschließe, sagte er demnach: !Das ist eine Entscheidung für die Ukraine und die Ukraine hat dieses Recht.! Das russische Außenministerium hatte bereits gegen diese Aussagen Camerons protestiert und mit Gegenschlägen gedroht.

Nach dem Beginn der massiven russischen Offensive in der ostukrainischen Region Charkiw hat das Auswärtige Amt dazu aufgerufen, "die notwendige Unterstützung" für die Verteidigung der Ukraine zu sichern. "Die Bevölkerung von Charkiw leistet weiterhin tapferen Widerstand gegen die ständige russische Bombardierung", schrieb das Ministerium am Freitag auf seinem englischsprachigen Profil im Onlinedienst X. "Ihr Mut erfordert unsere Solidarität. Gemeinsam mit unseren Partnern stehen wir der Ukraine bei und müssen die notwendige Unterstützung für ihre Verteidigung sicherstellen."

Die USA bereiten eine Lieferung mit Rüstungsgütern an die Ukraine im Wert von 400 Millionen Dollar vor. Darin inbegriffen seien Artillerie, Luftabwehr, panzerbrechende Munition, gepanzerte Fahrzeuge und Kleinwaffen, die sofort auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden könnten, sagte ein Regierungsmitarbeiter.

Es handelt sich bereits um die dritte Hilfszusage der USA binnen drei Wochen. Ende April hatte Washington bereits zwei Hilfspakete im Wert von sieben Milliarden Dollar zugesagt. Die US-Lieferungen sind wieder möglich, seit der Kongress seine monatelange Blockade der militärischen Hilfen für die Ukraine aufgehoben hat.

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat nach dem russischen Angriff in der Region Charkiw von einem "heftigen Kampf" gesprochen. "Russland hat eine neue Welle von Gegenoffensivaktionen gestartet", sagte er bei einer Pressekonferenz. "Die Ukraine begegnete ihnen dort mit unseren Truppen, Brigaden und Artillerie (...) Jetzt ist in dieser Richtung ein heftiger Kampf im Gange."

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze hat in der Ukraine die größte Werkstatt des Landes zur Herstellung von Prothesen für Kriegsverletzte eröffnet. Der Bau in der westukrainischen Stadt Lwiw wurde von Deutschland mit 1,8 Millionen Euro gefördert und gehört zu einem Zentrum für Orthopädie, in dem auch Fachkräfte ausgebildet werden und das an ein Rehabilitations-Zentrum angebunden ist.

"Das ist ein Ort der Hoffnung, das ist ein Ort der Stärke", sagte Schulze bei der Eröffnungszeremonie. Viel zu viele Menschen hätten durch Minen, durch Granaten oder durch eingestürzte Gebäude Beine oder Arme verloren oder sogar ihr Leben. "Aber was man hier sehen kann ist, dass die Ukrainerinnen und Ukrainer sich davon nicht entmutigen lassen."

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat dem Rundfunksender Suspilne gesagt, das Militär habe den Angriff in der Region Charkiw erwartet und seine Reaktion darauf abgestimmt. "Es gibt jetzt einen erbitterten Kampf in dieser Richtung", so Selenskyj.

Die russische Armee hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Kiew eine Bodenoffensive in der ostukrainischen Region Charkiw gestartet. Die russischen Streitkräfte hätten am frühen Morgen versucht, mithilfe gepanzerter Fahrzeuge die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen; die Kämpfe würden andauern, teilte das Ministerium mit. Die Grenzregion um die Großstadt Charkiw im Nordosten der Ukraine ist schon seit einigen Wochen erneut unter verstärktem russischem Beschuss, Kiew befürchtete daher schon länger eine neue Offensive.

Die Ukraine hat nach Angaben ihres Verteidigungsministeriums militärische Verstärkung in das Grenzgebiet in der nordöstlichen Region Charkiw entsandt. Damit sollen die dortigen Truppen dabei unterstützt werden, russische Angriffe abzuwehren, begründet das Ministerium die Maßnahmen. Russische Truppen hätten am frühen Morgen versucht, die Grenze mit gepanzerten Fahrzeugen zu durchbrechen, sie seien aber zurückgeschlagen worden. Die Kämpfe hielten jedoch "in unterschiedlicher Intensität" an.

Die russischen Truppen haben nach Angaben des Gouverneurs der im Nordosten der Ukraine gelegenen Region Charkiw, Oleh Synehubow, versucht, die Grenze zur Ukraine zu durchbrechen. Sie hätten den Beschuss der nahe der Grenze zu Russland gelegenen Stadt Wowtschansk verstärkt, erklärt Synehubow auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram. Die Angriffsversuche seien abgewehrt worden, die ukrainischen Streitkräfte hätten "selbstbewusst ihre Stellungen gehalten und keinen einzigen Meter verloren".

Russland habe nicht die Mittel, um auf die gleichnamige Stadt Charkiw vorzurücken, erklärt Synehubow. Die Aktionen der russischen Truppen an der Grenze seien eine "Provokation".

10.05.2024 • 08:59 Uhr

Reportage aus Charkiw

Charkiw liegt im Osten der Ukraine - und steht unter Dauerbeschuss der russischen Armee. Unsere Korrespondentin Birgit Virnich hat sich dort umgesehen und mit Einwohnerinnen und Einwohnern gesprochen, wie sie den Kriegsalltag erleben.

Unterwegs mit einer Eliteeinheit an der Front in Charkiw

Birgit Virnich, ARD Kiew, Morgenmagazin, 10.05.2024 05:30 Uhr

Der ukrainische Drohnenangriff in der russischen Region Kaluga hat einem Medienbericht zufolge ein Feuer in einer Ölraffinerie ausgelöst. Das meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf Insider von Rettungsdiensten. Bei dem Brand in der Raffinerie "Pervyi Zavod" seien drei Container mit Dieselkraftstoff und einer mit Heizöl zerstört worden.

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Der Gouverneur von Kaluga, Wladislaw Schapscha, erklärte zuvor auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram, das Feuer "in einem Unternehmen" sei umgehend gelöscht worden. Die Ukraine hat in den vergangenen Monaten verstärkt Energieanlagen auf russischem Territorium angegriffen und zielt damit vor allem auf die Treibstoffversorgung der russischen Truppen.

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der vergangenen Nacht zehn russische Kampfdrohnen abgefangen und zerstört. Das seien alle gewesen, die die russischen Streitkräfte gestartet hätten.

Russland habe zudem zwei Flugabwehrlenkraketen abgefeuert, erklärt die ukrainische Luftwaffe auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram. Was mit den Raketen geschehen ist, blieb offen.

Der Gouverneur der russischen Region Kaluga hat von einem kurzzeitigen Brand in einem Unternehmen durch einen ukrainischen Drohnenangriff berichtet. "Das Feuer ist jetzt gelöscht", schrieb Gouverneur Wladislaw Schapscha über die Nachrichten-App Telegram. Verletzte habe es nicht gegeben. Es war nicht klar, welches Unternehmen durch den Brand beschädigt wurde.

Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin hat mitgeteilt, dass russische Flugabwehreinheiten eine Drohne südlich von Moskau abgefangen haben. Es habe keine Verletzten oder Schäden durch herabfallende Trümmer gegeben, schrieb Sobjanin am frühen Morgen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat einmal mehr für den EU-Beitritt seines Landes geworben. "Unser Staat, unser Volk haben es verdient, und auch die Europäische Union braucht diesen Schritt - nicht nur politisch", sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Die EU beziehe ihre Kraft auch eben daraus, niemanden vor der Tür zu lassen, der an die europäischen Werte glaube. Kiew setze darauf, dass im Juni die eigentlichen Beitrittsverhandlungen beginnen werden. Es wird erwartet, dass die EU-Mitglieder nach der Europawahl im Juni über den Beginn der Gespräche entscheiden.

Selenskyj hat sich nach Aufdeckung russischer Attentatspläne von seinem obersten Personenschützer getrennt. Mehrere ukrainische und lettische Fernsehsender hatten nach einer Hackerattacke ungewollt Teile der russischen Militärparade übertragen. Die Entwicklungen vom Donnerstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 10. Mai 2024 um 02:00 Uhr.